Lustvoll und ergreifend

09.11.2022 - Lauterbacher Anzeiger

Lustvoll und ergreifend

Nach drei Jahren Pause: Bewegendes Benefizkonzert des Lauterbacher Vokalensembles

LAUTERBACH (lill). Am Sonntagabend hatten der Lions-Club und die evangelische Kirchengemeinde Lauterbach zu einem Benefizkonzert in die Stadtkirche eingeladen, um Spenden für die Lauterbacher Tafel zu sammeln. Der Konzerttitel „In lumine tuo“ (lat. „In deinem Licht“) und die Aussicht auf einen lang ersehnten Auftritt des Lauterbacher Vokalensembles sorgten dafür, dass die Kirche außerordentlich gut besucht war. Bis auf die oberste Empore verteilten sich Zuhörerinnen und Zuhörer, die – genau wie der Chor selbst – spürbar große Lust hatten, endlich wieder ein solches Konzert zu erleben.

„Ich freue mich, in eine so gut gefüllte Stadtkirche zu blicken“, begrüßte Pfarrerin Dorothea Göbel das Publikum. Sie erläuterte, warum dies ein besonderes Konzert sei: „Das Vokalensemble feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Und die damalige Gründerin Karin Sachers begleitet heute an der Orgel.“ Chorleiterin Claudia Regel hatte ein abwechslungsreiches und musikalisch hochkarätiges Programm zusammengestellt, das die Zuhörenden auf eine wunderbare Klangreise mitnahm: vielfältiger A-cappella-Gesang aus mehreren Jahrhunderten, angereichert mit Instrumentalmusik von Ulrike Schimpf (Saxophon) und Karin Sachers (Orgel), die im Duo und alleine spielten.

Den Anfang machte das sakrale „Ubi caritas“ des Norwegers Ola Gjeilo, bei dem das Vokalensemble bewies, wie selbstsicher es auch in engen Harmonien singt. Es folgte die titelgebende Komposition „In lumine tuo“ von Simon Wawer, bei dem sich der Sopran in anspruchsvolle Höhen emporsang. Die Instrumentalsolistinnen beeindruckten mit gefühlvoll zarten Klängen, jazzigen Strukturen und musikalischen Dialogen zwischen Saxophon und Orgel („Pièce Brève“) oder mit lebendigen Samba-Rhythmen und folkloristischen Melodien („Brasileira“) und bewiesen eindrücklich, dass Kirchenmusik alles andere als verstaubt ist. Ein besonderer Hörgenuss: die Orgelmesse „Annum per annum“ von Arvo Pärt, die Karin Sachers erstklassig interpretierte. Das Werk begann eigenwillig, forderte das Ohr, verbreitete dann eine absolut faszinierende Stimmung im Lauterbacher Kirchenraum und endete mit sphärischen Klängen, fast schon meditativ. Besonders kraftvoll und mit großer Nachdrücklichkeit ließen die Sängerinnen und Sänger „Richte mich, Gott“ von Felix Mendelssohn Bartholdy erklingen. Das Ohr hörte viel mehr Stimmen, als das Auge auf der Bühne zählte.

Am Ende griff Claudia Regel doch noch in die Klaviertasten und begleitete ihr Vokalensemble beim ergreifenden „Diraiton“ und einem „Lullaby“. Beide Lieder schienen den Sängerinnen und Sängern so mühelos aus dem Herzen zu fließen, dass man das Gefühl hatte, sie hätten sich ihre Lieblingsstücke extra bis zum Schluss aufgehoben. Mit einer Zugabe, dem sechsstimmigen „Abendlied“ von Josef Gabriel Rheinberger, beendete der Chor das Benefizkonzert mit einem Gänsehautmoment, für den allein sich der Konzertbesuch schon gelohnt hätte.

Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Lustvoll und ergreifend", 09.11.2022 

Das Benefizkonzert war der erste offizielle Auftritt des Chores seit drei Jahren. Foto: Liller
Das Vokalensemble dankte Gründerin Karin Sachers (rechts) und Chorleiterin Claudia Regel. Foto: Liller

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