Beeindruckendes Konzert in Lauterbach

07.11.2019 - Lauterbacher Anzeiger

Von Elfriede Maresch

Beeindruckendes Konzert in Lauterbach

LAUTERBACH - (em). „Zwischen Dunkel und Licht“ war Konzertmotto zweier qualitätvoller A-cappella-Chöre, des Ensembles „Jazz hats“ (Leitung Sabine Dietrich) und des Lauterbacher Vokalensembles, von Dekanatskantorin Claudia Regel geleitet. Rund 400 Besucher konnte Pfarrerin Dorothea Göbel am vergangenen Sonntag in der Lauterbacher Stadtkirche dazu willkommen heißen. Am Samstag, 9. November um 20 Uhr wird das Konzert im Hohhaus Lauterbach wiederholt.

Beide Gruppen sind durch unterschiedliche Schwerpunkte geprägt und fügten sich doch hier in einem überzeugenden Ganzen zusammen. Kurze Gedichttexte von Erich Fried, Reiner Kunze, Rainer Maria Rilke, Hilde Domin, Thomas Brasch und Peter Härtling waren im Programm eingestreut. Sehr effektvoll schon der Beginn: der Gesang von Guy Berrymans „Viva la vida“ schien aus dem Off zu kommen, ehe die „Jazz hats“- Sängerinnen und -sänger hinter der Rokokowand des Altares hervorkamen und sich vor dem Publikum formierten. Bei den beiden letzten Abschnitten folgten dann die Aktiven des Vokalensembles und sangen mit. Mit raschem lebhaftem Beginn ließ das Vokalensemble „Jubilate deo“ der Schwedin Agneta Sköld folgen, farbenreich und mit eigenwilliger, sozusagen „typisch skandinavischer“ Harmonik. Zitate des gregorianischen Chorals wechseln bei Morten Lauridsens „Ubi caritas“ mit einer Melodieführung, wo die Liedstimme zwischen den einzelnen Stimmgruppen wechselt – ebenfalls ein Vortrag des Vokalensembles.

Die raue Zärtlichkeit von Bob Dylans „Make you feel my love“ gestaltete „Jazz hats“ mit Silbengesang als Hintergrund für die jeweilige Singstimme und hoben die Zusicherung „…make you feel my love“ im gemeinsamen Schlussrefrain kräftiger hervor. Eine ganze Gefühlsskala zwischen insistierendem Bitten, Verzweiflung und Zorn brachte „Jazz hats“ bei „Say something“ in einem Arrangement von „Pentatonix“, wie denn überhaupt Sabine Dietrich sehr wirkungsvolle Arrangements für dieses Programm gewählt hatte. Ein Traditional hat Morten Lauridsen mit „Dirait-On“ aufgegriffen und gestaltet. Claudia Regel begann diesen Titel mit sanft-bewegtem Klaviervorspiel, ehe beide Chöre einfielen und ebenso die wechselnde Melodiestimme wie auch Unterschiede in der Lautstärke einsetzten.

Einfühlsame musikalische Textausdeutung und Interpretation des Vokalensembles fielen bei der Heinrich-Schütz-Motette „Die mit Tränen säen“ auf: der Tränen-Abschnitt im schmerzlichem Moll, das „Ernten mit Freude“ in fast tänzerischem Dreivierteltakt. Eine entgleitende Liebe stellte „Jazz hats“ melancholisch bei „Run to you“ dar.

„Sphärenmusik!“ war die Assoziation vieler Zuhörer, als das Vokalensemble den achtstimmigen Satz „Stars“ des zeitgenössischen lettischen Komponisten ĒEriks Eoenvalds sang. „Glasharfe improvisiert“: Der Komponist hat das Streichen über den Rand wassergefüllter Gläser melodisch exakt vorgeschrieben und das Ensemble musste gewiss sehr lange und intensiv üben, um die Begleitung so klangrein zu erreichen, wie sie hier geboten wurde. „Da pacem“, ein Ringen um Frieden in einer Welt voll Gewalt, sang das Vokalensemble verhalten und doch als beschwörende Bitte. Arvo Pärt hatte das Stück nach dem Terroranschlag von Madrid komponiert. Reizvolle Abweichung: „Fragile“ sang „Jazz hats“ zart und klangrein und doch als Chorstück kompakter als in Sting´s Soloversion. Als bitterböse Satire auf die „schöne neue Welt“ einer Datensammelfirma, die den Einzelnen ausspäht und zum willenlosen Konsumenten macht, wurde „Hymn of Acxion“ hier von Benjamin Hart gesprochen, dann von „Jazz hats“ in der Komposition von Vienna Teng gesungen.

Auch die sechsstimmige Kantate „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz“ des Schütz-Zeitgenossen Andreas Hammerschmidt, vorgetragen vom Vokalensemble, überzeugte mit feiner Textausdeutung. „Human“ von „Rag‘n‘Bone Man“ wurde von „Jazz hats“ temperamentvoll und rhythmisch akzentuiert gesungen, ehe sich beide Chöre bei „The luckiest“ (Solo Markus Nierula) und bei Felix Mendelssohn-Bartholdys „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ zusammenfanden.

Schöne, geübte Stimmen und große Identifikation mit der Musik – das traf für beide Ensembles zu und so holte sich das Publikum mit kräftigem Beifall „Evening rise“ und eine Wiederholung von „Dirait-On“ als Zugabe.  

Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Beeindruckendes Konzert in Lauterbach", 07.11.2019 [zum Artikel]

Foto: Maresch

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