Kirche als Wohnzimmer

27.09.2018 - Lauterbacher Anzeiger

LAUTERBACH (red) - 250 Jahre ist sie alt – jung genug, um sich neu zu erfinden. Dieser Meinung sind zumindest die Jugendlichen der Konfi-Gruppe 2.0, die sich in der Jubiläumswoche der Lauterbacher Stadtkirche ein ganz besonderes Event für das rüstige Geburtstagskind ausgedacht hatten. „Meine Kirche als Wohnzimmer“ hieß es und machte aus dem alten, ehrwürdigen Gebäude genau das: Ein Wohnzimmer für junge Leute, in dem gechillt und gespielt wurde, geknabbert und gesungen, geredet und getrunken wurde.

Ein Ort der Begegnung, in dem es heimelig und gemütlich ist. Auch das kann Kirche sein, und das kann sie sogar sehr gut, fanden die Jugendlichen und ihre Gäste gleichermaßen, und auch die etwas älteren Besucher ließen sich von der ungewöhnlichen Stimmung im Lauterbacher Gotteshaus nur zu gerne einnehmen. Die Konfis 2.0 sind eine noch junge Gruppe ehemaliger Konfirmanden, die auch weiterhin in der Kirche aktiv sein wollen. Unterstützt wurde ihre Aktion zum einen natürlich von ihrer Pfarrerin Dorothea Göbel, zum anderen von der Dekanatsjugendarbeit.

Wer die Kirche betrat, fühlte sich – je nach Erfahrungsschatz – direkt wie zuhause: Ausgezogene Schuhe und Taschen lagen in den Ecken, Sitzkissen bedeckten die Böden, Gläser und Flaschen standen hier und da, es ertönte selbstgemachte Musik und Stimmengewirr.

Gemütlich gemacht hatten es sich die Jugendlichen, mittendrin ihre Pfarrerin, die sich nicht minder wohlfühlte. Es gab Angebote zum Spielen oder zum gemeinsamen Muszieren und Singen – natürlich mit freier Auswahl -, es gab immer mal wieder eine kleine Andacht, die die Jugendlichen vorbereitet hatten, und es gab jede Menge kleiner Auszeiten in den gemütlichen Chill-Ecken, die die Jugendlichen zuvor eingerichtet hatten. Die Besucherinnen und Besucher, kleine wie große, alte wie junge, genossen diesen ungewöhnlich entspannten Eindruck von ihrer Kirche, und genau das war es ja, was den jungen Menschen wichtig war: „Wir wollen mit dieser Aktion zeigen, dass Kirche ein Ort ist, in dem man einfach nur sein kann, und zwar so wie man ist. Ein Ort zum Spaß haben, ein gemütlicher Platz für einen selbst und seine Freunde“, erklärt Franzi von den Konfis 2.0. Genau dieses Gefühl vermittelt Jugendlichen in Lauterbach die lange Konfi-Nacht, in der sie als Konfirmanden in der Kirche übernachten und einen ganz anderen Blick auf das sonst eher „heilige Gebäude“ bekommen. „Dieses Gefühl der Konfi-Nacht wollten wir gerne wiederaufleben lassen“, fügt die 16-Jährige hinzu.

Gelungen ist dies auf jeden Fall – zum einen hatten die ehemaligen Konfirmanden durchaus einen Flashback in ihr altes Konfi-Nacht-Feeling, zum anderen gingen auch ältere und jüngere Gäste ganz beschwingt von diesem gechillten Ort, der die Kirche offenbar auch sehr gut sein kann.

Quelle: Lauterbacher Anzeiger, "Kirche als Wohnzimmer", 27.09.2018 [zum Artikel]

Lauterbacher Anzeiger: "Kirche als Wohnzimmer" - 27.09.2018
Foto: Schlitt

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