Kleine und große Hingucker der Stadtkirche

Türklinken
Betritt man durch eine der acht großen Eichentüren den Kirchenraum, fallen die Türgriffe der Portale ins Auge: In mehreren Varianten entdeckt der Besucher das christliche Symbol des Fisches. Die Klinken wurden mit den Türbeschlägen und den Kastenschlössern vom Lauterbacher Schlossermeister Johann Thomas Schmidt um 1768 gefertigt.

Taufstein und Taufschale
Der Taufstein aus schwarzem Lahnmarmor aus dem Jahre 1906 steht in der Mittelachse des Kirchenschiffes vor den Stufen des Altarraumes. Er ist eine Spende des Kirchengesangvereines Lauterbach.
Nur bei Gottesdiensten wird eine Taufschale aus dem Jahr 1657 eingelassen. Sie ist eine Stiftung des Lauterbacher Ehepaares Schüler und stammt noch aus der Vorgängerkirche. Am Grund der Messingschale ist eine Verkündungsszene dargestellt.

Altarkreuz
Auf dem Altar, mittig zwischen Taufbecken und Kanzel platziert, steht das barocke, vergoldete Altarkreuz. Es wurde im Jahre 1907 vom Ehepaar Stichenoth gestiftet. Auf dem Sockel, in den ein Bergkristall eingelegt ist, ruht ein Schädel, der auf Golgatha verweist, ebenso wie Knochen und die Schlange. Die Versuchung und der Tod wurden durch den Tod Christi besiegt. Das Kreuz und der fein bemalte Corpus bestehen aus Edelmetall.

Kanzelwand
Das optische Zentrum der Stadtkirche ist die prächtige Kanzelwand aus rotem Stuckmarmor. Der lapislazuliblaue Kanzelkorb mit Schalldeckel verstärkt diesen raumgreifen den Charakter. Die Kanzelwand ist reich geschmückt mit Rokoko-Ornamenten, Rocaillen und Ziervasen.

Predigtuhr
Dieses Detail entdeckt man heute nur noch selten in Kirchen: Die Sanduhr zeigt mit vier verschiedenen Stundengläsern die rechte Predigtzeit für den jeweiligen Anlass an. Sollte der Pfarrer mit der erlaubten Länge nicht ausgekommen sein, drehte er mit einem „Genehmigen wir uns noch ein Gläschen!“ die Sanduhr wieder um.

Strahlen- und Wolkenkranz
Das gepredigte Wort wird gekrönt von dem einen wahren Gott, dessen Name in der goldenen Gloriole über der Kanzelwand in den vier hebräischen Buchstaben (bedeutet „Jahwe“) erscheint.
Darüber sieht man in der Decke einen Wolkenkranz mit vier geflügelten Köpfen in allen Himmelsrichtungen, umgeben vom Schatten des Strahlenkranzes. In der Mitte ist das Symbol des dreieinigen Gottes - das Dreieck - zu sehen. Das Auge Gottes sieht aus ihm heraus auf die Welt und ist allgegenwärtig.

Lauterbacher Gnadenbild und Schlussstein
Zwei wertvolle Stücke aus der Vorgängerkirche befinden sich links von der Altarwand.
Hier steht die gotische Marienstatue mit dem Kind Jesus, das in beiden Händen einen Vogel hält, vermutlich eine Taube als Sinnbild der Errettung und Auferstehung. Dieses Gnadenbild wurde um 1370 erworben und man kann die Frage stellen: Wie viele Lauterbacher Frauen haben wohl im Mittelalter vor dieser Figur ihr Herz ausgeschüttet?

Rechts daneben liegt ein Gewölbeschlussstein, der drei Fischleiber mit einem Kopf zeigt. Die Darstellung wird auch als Symbol der Dreieinigkeit gedeutet.

Grabdenkmäler der Patronatsherren
Im Langhaus sind seit 1906, nach dem Schließen der unter der Kirche liegenden Gruft der Familien Riedesel, die 13 Grabdenkmäler der Patronatsfamilien angebracht. Das älteste Epitaph links neben der westlichen Eingangstür ist der Grabstein von Hermann V. Riedesel, der bis zu seinem Tod 1532 ein eifriger Förderer der Reformation im Riedeselland war. Ebenfalls an der Westseite, neben dem Patronatsstuhl, befindet sich über dem Grabmal von Hans Volprecht Riedesel und seiner Frau Anna von Trumbach ein Auferstehungsrelief, das einst Mittelpunkt des Mausoleums in der Vorgängerkirche war. Es wurde von dem Kasseler Bildhauer Andreas Herber 1580 angefertigt. Der Künstler hat sich als kleine, hockende Gestalt in schwarzer Zunftkleidung der Bildhauer selbst dargestellt.

An der Ostseite des Kirchenschiffes, nahe der südlichen Eingangstür, markieren noch heute zwei große Sandsteinplatten den einstigen Zugang zur Riedeselschen Gruft.

Jutta Heß
(Fotos: Claudia Regel)